Bauzentrum_2022_03

BAUZENTRUM E-BAU 3 | 2022 16 Sanierung Frisches Raumklima für Mies van der Rohes Nationalgalerie Die Neue Nationalgalerie in Berlin – ein bedeutender Teil der Architekturgeschichte, geschaffen von Mies van der Rohe. Seit 2016 sanierte ein Team von David Chipperfield Architects im Auftrag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung das Museum am Berliner Kulturforum denkmalge- recht. Die Haustechnik und insbesondere die Lüftungs-und Klimatechnik wurden komplett erneu- ert. Inzwischen fand die Schlüsselübergabe statt und die „Ikone der Moderne“ erstrahlt wieder in neuem beziehungsweise altem Glanz. 1961 im Berlin der Nachkriegszeit: Ludwig Mies van der Rohe wird mit dem Bau eines Ausstellungshauses beauftragt. Er schafft ein architektonisches Meisterwerk, einen Tempel der Moderne basierend auf der Idee des Universalraumes: Die große stüt- zenlose Eingangshalle ist rundherum von Glasfronten umgeben und beruht auf dem nicht ausgeführten Entwurf für das Ba- cardi-Hauptgebäude in Santiago de Cuba. Lediglich je zwei Seitenpfeiler tragen das 1.260 Tonnen schwere Stahldach, was die klare Architektur der klassischen Moder- ne besonders betont. Das größere und teilweise fensterlose Untergeschoss ist im Vergleich dazu ein Kontrast. Während in der oberen Halle überwiegend die Materi- alien Stahl, Glas, Granit und Marmor vor- herrschen, setzte Mies van der Rohe in der unteren Ebene, dem Sockelgeschoss, auf die Ausstattung mit Teppichboden und Rau- fasertapete. Hier befinden sich die Ausstel- lungsräume in denen bisher überwiegend die Museumssammlung präsentiert wurde sowie ein angrenzender Skulpturengarten und die Verwaltungsbüros. Die Neue Nationalgalerie ist Mies van der Rohes einziges Gebäude in Europa seit seiner Emigration in die USA. Er konnte an der Eröffnung im Jahr 1968 krankheitsbedingt nicht mehr teilnehmen und verstarb ein Jahr später. 1995 wird das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Sanierung und Modernisierung so unsichtbar wie möglich So eindrucksvoll das Bauwerk auch ist – die gewagte Stahl-Glas-Konstruktion hatte von Beginn an ihre Schwächen: Vor allem das Kondensat an der ungedämmten Glasfas- sade sowie die daraus entstandenen Korro- sionsschäden an der Fassadenkonstruktion und die durch fehlende Dehnungsfugen zer- brechenden Glasscheiben bereiteten schon nach kurzer Zeit wiederkehrende Probleme. Nach über 50 Jahren intensiver Nutzung war eine Grundinstandsetzung unausweichlich. Auch die gesamte Haustechnik hatte das Ende ihrer Lebenszeit erreicht und musste Die große Tempelhalle sieht nach der Sanierung aus wie zur Eröffnung 1968, dabei wurde sie unter anderem mit modernster Lüftungs- und Klimatechnik ausgestattet. Foto: Thomas Bruns, BBR

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