Bauzentrum_2022_04

BAUZENTRUM E-BAU 4 | 2022 48 Verbandsnachrichten BBSR-Studie: Unternehmensnachfolge im Baugewerbe Studie sieht trotz hoher Zahl an künftigen Stilllegungen im Baugewerbe kaum negative Folgen für Bauvorhaben In jedem zweiten Unternehmen im Bauge- werbe steht in den kommenden zehn Jah- ren der Rückzug der Inhaberin bzw. des Inhabers an. Das sind in absoluten Zahlen 163.000 Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Unternehmensnachfolge im Baugewerbe“, die das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlicht hat. An der deutschlandweiten repräsentativen Befragung, die der Studie zugrunde liegt, haben mehr als 2.500 Bauunternehmerin- nen und Bauunternehmer teilgenommen. Dadurch können erstmals verlässliche Aus- sagen zu den Besonderheiten des Nach- folgegeschehens im Baugewerbe geliefert werden – auch differenziert für das Bau- haupt- und das Ausbaugewerbe. Der Studie zufolge werden nur gut 12.000 bis 15.000 der 163.000 Unternehmen von Inhaberinnen und Inhabern mit Rückzugs- plänen tatsächlich fortgeführt. Das Gros der Unternehmen wird vermutlich stillgelegt – nicht zuletzt, weil für diese zumeist kleinen Unternehmen keine Nachfolgenden gefun- den werden können. Folgen für Bauvorhaben beachten Gravierende negative volkswirtschaftliche Effekte auf die Bauvorhaben im Bundesge- biet sieht die Studie weniger. Grund: Der Großteil der gefährdeten Arbeitsplätze und Aufträge dürfte aufgefangen werden – durch andere Unternehmen aus dem Bauge- werbe, aus anderen Branchen und aus dem Ausland. Dennoch zeigen die Berechnun- gen, dass unplanmäßige Stilllegungen einen Arbeitsplatz- und Wertschöpfungsverlust von rund 6 % im Baugewerbe ausmachen. „Auch regionale Effekte sollten nicht unter- schätzt werden, wenn sich Stilllegungen in bestimmten Regionen konzentrieren. Die Industrie- und Handels- sowie die Hand- werkskammern sollten dies durch ein vor- ausschauendes Monitoring im Blick haben“, sagt der Leiter des BBSR, Dr. Markus Eltges. Familieninterne Nachfolge bevorzugt Zugleich gibt die Befragung Auskunft zu realisierten Nachfolgen: So favorisieren die Unternehmensinhaberinnen und -inhaber im Baugewerbe – ähnlich wie Unternehmen in anderen Sektoren – eindeutig die famili- eninterne Nachfolge. Unter allen Unterneh- men, die in den vergangenen zehn Jahren übergeben wurden, werden fast 60 % von Familienmitgliedern fortgeführt. Zum Über- gabezeitpunkt beschäftigten die übernom- menen Unternehmen im Durchschnitt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Um erfolgreich einen Betrieb auch jenseits der eigenen Familie zu übergeben, braucht es passgenaue Informationen und gute Vorbereitungen“, so Eltges. „Die Inhaberin- nen und Inhaber von Betrieben sollten sich rechtzeitig mit dem strategisch wichtigen Thema Nachfolge auseinandersetzen. Eine bessere Nutzung der Beratungsangebote sowie Formate, die Inhaber und potenziell Nachfolgende zusammenbringen, können den langfristigen Erhalt des Unternehmens attraktiv machen.“ Das BBSR hatte das Institut für Mittel- standsforschung (IfM) in Bonn und die DIW Econ mit der Studie beauftragt. Sie ist auf der Internetseite des BBSR (www.bbsr.bund.de ) abrufbar. Pressemitteilung vom 05.05.2022 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Quelle: IfM Bonn - Befragung im Baugewerbe 2021; gewichtete Werte; eigene Berechnungen. Praxisleitfaden für Gewerbeentwicklungen der Zukunft Im Rahmen eines zukunftsverträglichen nach- haltigen Bauens wird generell die Ressourcen- schonung und ein geringer Flächenverbrauch notwendig. Dabei wird auch die Flächenein- sparung als Zukunftsaufgabe in der kommu- nalen Entwicklung gesehen werden. Es gilt ver- antwortungsbewusst und sparsam mit Grund und Boden umzugehen durch eine qualitäts- volle Innenentwicklung: keine unnötige Versie- gelung von Flächen, Nachverdichtung, Fläche- neinsparung imWohnungs- und Gewerbebau In Bayern ist im Rahmen einer Flächenspa- roffensive ein Praxisleitfaden für Gewerbe- entwicklungen der Zukunft entstanden, der durchaus überregional nachahmbare Beispiele beschreibt. Der Leitfaden soll Unternehmen, Projekt- entwicklern, Planern und Kommunen mit Planungstipps und Praxisbeispielen bei Ihren Überlegungen zur nachhaltigen und flächenef- fizienten Gewerbeentwicklungen unterstützen. Hintergrund Bayern ist ein dynamisch wachsender Wirtschaftsstandort, der sich durch wett- bewerbsstarke Unternehmen, eine hohe Innovationskraft, eine konsequente Stand- ortpolitik und eine hohe Lebensqualität auszeichnet. Um diese Qualitäten für die Zukunft zu sichern und gleichzeitig eine ökonomisch, ökologisch und sozial nach- haltige Entwicklung des Freistaats zu ge-

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