Bauzentrum_2022_05

BAUZENTRUM E-BAU 5 | 2022 Denkmalschutz 35 Astronomische Uhr ist Denkmal des Monats Akribische Annährung an den Ursprungszustand In den Jahren 2017 und 2018 wurde die Schau- seite der Uhr inklusive aller Skulpturen im ers- ten und zweiten Obergeschoss konserviert und restauriert. Zwischen Juli 2019 und Dezember 2021 erfolgte schließlich die Bearbeitung des Monatskalendariums. „Wunsch des Domkapitels als Auftraggeber war es, die Uhr nicht nur zu konservieren, sondern auch verfremdende Überarbeitungen möglichst zu entfernen”, sagt LWL-Restauratorin Anke Dreyer, die dieMaßnahme begleitet undberaten hat. Möglich wurde diese Teil-Entrestaurierung durch eine eingehende Voruntersuchung. Ein Gremium aus Fachleuten der Kunstgeschichte, Naturwissenschaften, Restaurierung und Tech- nik nahmdie Uhr in all ihren Bestandteilen un- ter die Lupe. So haben die Expert:innen die hölzernen Mal- tafeln geröntgt, um ältere Malschichten unter der vorhandenen Malerei ausfindig zu machen. UV-Aufnahmen gaben Aufschluss über den Umfang und die Art späterer Überarbeitun- gen. Anhand kleinster Farbproben haben die Fachleuchte die verwendeten Pigmente und Bindemittel analysiert. Eine systematische foto- grafische Dokumentation begleitete alle Unter- suchungenundArbeitsschritte. Bis zu fünf Überarbeitungsphasen haben die Sachverständigen auf den zwölf Monatsschei- ben festgestellt. „Dabei handelt es sich vor allem um Übermalungen und Retuschen, die älteste vermutlich aus demJahr 1709”, soDreyer. UnterdemMikroskophabenRestaurator:innen die Überarbeitungen abgenommen. „Dabei ka- men das Wappen der Familie tomRing und die Datierung 1540 zumVorschein”, soDreyer. „Die Malerei stammt also, wie die der Obergeschosse der Uhr, von Ludger tomRing demÄlteren und seinemSohnHermann”. DurchdieAbnahmederÜbermalungenunddie behutsame Integration von Fehlstellen nähert sich das Erscheinungsbild der zwölf Monats- scheiben wieder stärker demUrsprungszustand aus dem Jahr 1540 an. Einige Gebäude und Plätze aus demMünsterischen Stadtbild finden sich hier wieder. „Die detailreichen Monatsbil- der mit einem Durchmesser von jeweils rund fünfzehn Zentimetern sind so fein gearbeitet, dass sie andie flämischeGenremalerei erinnern. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erklärt die Astronomische Uhr im Dom zu Münster zum Denkmal des Monats September 2022. Anlass ist die umfangreiche Restaurie- rung, die Anfang dieses Jahres abgeschlossen wurde. Sie müssen mit feinsten Pinseln unter der Lupe gemalt worden sein”, betont Dreyer. „Durch die umfangreichen Konservierungs- und Restau- rierungsarbeiten hat die Uhr an Leuchtkraft Das Obergeschoss der Astronomischen Uhr im Vor-(links) und Endzustand (rechts). Fotos: Stephan Kube Verschiedene Arbeitszu- stände der mittleren Tafel; links oben Vorzustand, rechts oben gefestigt und gereinigt, unten nach Festigung, Reinigung und Abnahme der Überma- lungen. gewonnen und ist in ihren Details deutlicher ablesbar, was sie in ihrer Aussagekraft und Be- deutung besser erlebbar macht”, so die Restau- ratorinweiter. www.lwl.org

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