Bauzentrum_2023_02

BAUZENTRUM E-BAU 2 | 2023 8 BAU 2023 Digitale Prozesse verändern die Baubranche Branchen wie die Automobilindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau sind zwar noch ein gutes Stück voraus, doch auch im Bauwesen schreitet die digitale Transformation unaufhaltsam voran – in allen Phasen des Planungs- und Bauprozesses und bei allen Beteiligten. Die BAU 2023 widmet dem Thema einen eigenen Ausstellungsbereich. In Halle C5 präsentieren Unternehmen die neuesten Hard- und Softwarelösungen für die Planung und Ausführung. Im Forum C2 berichten Experten aus Planungs- und In- genieurbüros am Freitag, 21. April, über die digitale Transformation und stellen anhand von Projektbeispielen aktuelle Lösungen vor. Grundlage für die digitale Transformation ist die Cloud. Sie ermöglicht die Speicherung großer Datenmengen an zentraler Stelle. Für ein Bauprojekt geschieht das in der Regel in einem BIM-Modell, auf das alle Beteiligten Zugriff haben. In diesem digitalen Zwilling des realen Gebäudes werden alle Daten konti- nuierlich erfasst und verwaltet. Änderungen lassen sich in Echtzeit verfolgen. So entsteht Transparenz, der Planungs- und Bauprozess wird verlässlicher, schneller und weniger an- fällig für Fehler oder Missverständnisse. Ebenso wichtig wie ein nachvollziehbarer Planungs- und Bauprozess sind Zeitmanage- ment und Kostenkontrolle. Softwaretools, die anhand eines BIM-Modells Mengen er- mitteln und daraus Kosten ableiten, schaffen bereits in der Planungsphase Verlässlichkeit. Bei Materialengpässen oder Preissteigerung lassen sich Ausführungsvarianten und Mate- rialien miteinander vergleichen. Nachholbedarf bei BIM Obgleich die große Mehrheit der Branche den Mehrwert dieser Technologien erkennt, sieht sich weniger als die Hälfte der deutschen Pla- nungs- und Bauunternehmen in Sachen Digi- talisierung gut aufgestellt, wie aus einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC vom Dezember 2020 hervorgeht. Bei BIM haben gar über zwei Drittel der Befragten noch Nachholbedarf. Das Bewusstsein für das Potenzial digitaler In- strumente ist also vorhanden, die Umsetzung scheitert aber oft an mangelnden Kenntnissen. Ein Grund dafür ist, dass digitale Lösungen von Bauherrn viel zu selten eingefordert wer- den. 80 Prozent der Studienteilnehmer berich- ten, dass das nur teilweise oder gar nicht der Fall ist. Abhilfe schaffen soll u. a. das neue BIM-Por- tal des Bundes, das am 11. Oktober 2022 an den Start ging. Es stellt Informationen, An- wendungen und einheitliche Daten bereit, mit der die Digitalisierung von Bauvorhaben vorangebracht werden soll. Dazu zählen u. a. interaktive und webbasierte Werkzeuge, Da- tenbibliotheken sowie herstellerneutrale Bau- teile-Informationen. Die Plattform soll ständig weiterentwickelt werden. Sie ist das Ergebnis eines Stufenplans, der bereits 2015 in Kraft trat und die schrittweise Einführung von BIM auf den Weg bringen sollte. Bis heute ist der Ein- satz von BIM allerdings nur für die Ausschrei- bung öffentlicher Infrastrukturprojekte ver- pflichtend, nicht für den Hochbau allgemein. Daten ermöglichen industrielle Fertigung und serielles Bauen Ohne Digitalisierung keine industrielle Fertigung: Die Verfügbarkeit von Daten in BIM-Modellen, sowohl über Bauteile wie über das Gebäude selbst, ist die Vorausset- zung für die standardisierte und automati- sierte Fertigung in der Werkshalle, ohne die wiederum das serielle und modulare Bauen, oft als Allheilmittel gegen Wohnungsnot und Fachkräftemangel dargestellt, nicht vorankommt. Aus den digitalen Daten wer- den standardisierte, aber frei kombinierbare Bausätze, die in der Fabrik vollautomatisch zusammengebaut werden, seien es Fenster, Wände oder ganze Fassaden. Auf der Bau- stelle werden ganze Wohnungen oder Teile davon dann nur noch zusammengesetzt, auf Basis standardisierter Grundrisse. Die Vorteile dieser Art des Bauens liegen auf der Hand: geringere Bauzeit, Kosteneinsparun- gen, weniger Schutt auf der Baustelle, weni- ger Lärm vor Ort und weniger Baumängel aufgrund besserer Qualitätssicherung. Auch auf der Baustelle: IoT, AR, VR, KI und Machine Learning Digitale Werkzeuge kommen aber nicht nur in der Planung, sondern auch auf Baustellen zum Einsatz. Die grundlegende Technolo gie hierfür ist das Internet of Things (IoT). Es vernetzt Geräte und Baufahrzeuge und ermöglicht deren Interaktion und autono- men Betrieb. Das gilt auch für Roboter, die zunehmend auf Baustellen unterstützende Arbeiten verrichten, was mit Blick auf den Fachkräftemangel immer wichtiger wird. Dazu gehören auch 3-D-Druckverfahren, bei denen Roboterarme mittlerweile ganze Häu- ser aus schnell aushärtendem Beton fertigen. Künftig soll das auch mit Metallbaustoffen möglich sein. Auch Technologien, die man eher vom Ma- schinen- und Anlagenbau kennt, halten langsam Einzug in die Bauindustrie. KI und Machine Learning zum Beispiel helfen bei der Projektsteuerung. Sie erlauben Progno- sen hinsichtlich Zeit- und Kostenvorgaben und schlagen Alarm, sobald etwas in die falsche Richtung läuft. Virtual Reality (VR) ermöglicht es Planern, in ihr CAD- oder BIM-Modell einzutauchen, und Augmented Reality (AR) kann ein wichtiges Hilfsmittel für die Erkennung von Risiken und die Ver- meidung von Unfällen auf Baustellen sein. Schließlich gibt es auch immer mehr hilf- reiche Apps rund um die Baustelle. Speziell Bauunternehmen und Handwerker nutzen sie gerne, etwa für die Erfassung von Maßen und Massen und auch für die Kommunikati- on mit Auftraggebern oder Bauleitern. Die BAU 2023 zeigt, speziell im Ausstellungs- bereich BAU IT, die neuesten Entwicklungen rund um die Digitalisierung des Planens und Bauens. Darüber hinaus bietet mit der digi- talBAU conference & networking (4.-6. Juli 2023) eine weitere Veranstaltung die Mög- lichkeit, Chancen der digitalen Transforma- tion live zu erleben. https://bau-muenchen.com/de

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