Bauzentrum_2022_02

BAUZENTRUM E-BAU 2 | 2022 E-BAU 25 Spektakulär niedriger Heizwärmeenergiebedarf Heutzutage ist es üblich, den Heizwärmeener- giebedarf eines Gebäudes in Liter pro Quad- ratmeter Nutzfläche anzugeben, analog dem Verbrauch eines Autos in Litern auf 100 Kilo- meter. Bei herkömmlicher Bausubstanz und nicht wärmegedämmten Gebäuden werden heutzutage oft noch 20 Liter Heizöl pro Qua- dratmeter Nutzfläche und Jahr verbraucht. Die sogenannten Passivhäuser – das sind Ge- bäude, die gut wärmegedämmt sind und nur mit Strom beheizt werden – erreichen je nach Bautyp zwischen 3 und 5 Liter pro Quadrat- meter Nutzfläche. Spektakulär ist, dass das Naturpark-Informationshaus bei nur etwa 1,2 Litern pro Quadratmeter liegt. Etliche andere Details wie zum Beispiel sen- sorgesteuerte Beleuchtung, wasserlose Urina- le in den Herrentoiletten oder die bedarfsge- rechte Steuerung des Lüftungsgerätes mittels eines Kohlendioxidsensors tragen zum Al- leinstellungseffekt bei dem Gebäude bei. Eine Besonderheit stellt auch der vor demGebäude im Erdboden installierte Erdkollektor dar. Das Lüftungsgerät im Keller des Gebäudes kann dadurch im Winter bereits auf Erdtem- peratur vorgewärmte Außenluft ansaugen und benötigt damit weniger Strom. Im Som- mer dienen die fünf Kunststoffrohre, die in zwei Meter Tiefe im Erdboden liegen dazu, die heiße Außenluft abzukühlen. Auch der Stromverbrauch des Gebäudes liegt mit etwa 15.000 kWh pro Jahr für ein Büro und Aus- stellungsgebäude niedrig. Die Baukosten lagen damals bei 1.515 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche. Für ein Gebäu- de, das weitgehend ökobilanziert wurde (wo- bei hier neben der Herstellungsenergie auch Transportentfernungen und Recyclingfähig- keit der Materialien mit Eingang gefunden haben) war dieser Wert durchaus im Rahmen. Für den Verein Naturpark Bayerischer Wald sind die relativ niedrigen laufenden Betriebs- kosten ein entscheidender Vorteil. Das „Nullenergiehaus-Projekt“ wurde ur- sprünglich mitunter belächelt. Dennoch fand das von den beiden Architekten Georg Dasch und Gunnar Hoffmann geplante Vor- zeige-Infozentrum im Rahmen der Sonnen- hausbau-Initiative des Sonnenhausinstitutes Nachahmer. Zur Massenbewegung auf dem Neubausektor hat es leider nicht animieren können und so diskutiert man heute die glei- chen Themen ohne Lerneffekt: Wie erzeugt man nachhaltig Strom und Wärme, welche Speicher sind effektiv und was kann man ohne Komfort-Verlust einsparen? Viele Neubauten könnten als Sonnenhäuser errichtet werden. Die Vorbildwirkung des Ge- bäudes besteht darin, dass mit einem hohen Maß an Wärmedämmung und einer intelli- genten Ausnutzung der Sonnenenergie 80 % des heutigen Heizenergiebedarfes eingespart werden könnten. Das Naturpark-Informationshaus in Zwiesel wurde am 28.02.2002 durch den damaligen Bayer. Umweltminister, Dr. Werner Schnapp- auf, und den Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Fritz Brickwedde, im Beisein zahlreicher Ehrengäste eröffnet. Hier trafen die Zukunftsminister verschiede- ner Länder aus allen Kontinenten zusammen. Energiethemen und das Thema Klimaschutz sind heute aktueller denn je. Zahlreiche Besu- cher aus der ganzen Welt haben bis heute das Naturparkhaus besucht. Unzählige Veranstal- tungen zu Energie- und Umwelt- sowie Natur- schutzthemen wurden bisher abgehalten. www.sonnenhaus-institut.de Grafik: Sonnenhaus Institut e.V.

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